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Weihnachten / Advent: der Christbaum brennt (lichterloh!)

von Sven Schimmel (Kommentare: 0)

Wunderkerze und Kerze auf einem Weihnachtsbaum
Bildrechte: Gabi Eder / pixelio.de

Zwar hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten immer mehr die elektrische Weihnachtsbaumbeleuchtung durchgesetzt, doch einige Puristen bestehen noch immer auf echten Kerzen am Baum. Dagegen ist natürlich grundsätzlich nichts einzuwenden. Wenn alle Regeln richtig eingehalten werden, sollte auch nichts passieren.

Doch wo liegt eigentlich die Gefahr? Beim Stamm? Bei den Ästen? Bei den Zweigen? Nein, die Nadeln sind es. Von denen geht die größte Gefahr aus. Rund 400.000 Stück davon hat ein Standard-Christbaum: 2,20 Meter hoch, eine Fichte. Das sind also 400.000 Einzelelemente, die im Abstand von nur wenigen Millimetern zueinander stehen.

Schneidet man die Nadel auf und betrachtet sie unter dem Mikroskop, dann erkennt man im Inneren jede Menge winzige Harznester und Harzseen. Nun ist das im allgemeinen nicht brandgefährlich, zumindest dann nicht, wenn der Baum in der freien Natur steht. Da umschließt pflanzliches Gewebe diese Nester und Seen. Der ungeschlagene Baum ist schon fast als „schwer entflammbar“ einzustufen.

Harzseen zerplatzen bei starker Hitze

Echte Kerze auf einem Nadelzweig
Bildrechte: tinepix / pixelio.de

Aber die Bäume werden geschlagen, meistens Ende November und warten bis zu drei Wochen auf einen Käufer. In dieser Zeit erhalten die Nadeln keine Feuchtigkeit mehr und dörren aus. Kommt dann noch Hitze dazu, verflüssigt sich das Harz und dehnt sich aus. Das ausgedörrte pflanzliche Gewebe ist dem Druck nicht gewachsen und zerplatzt wie bei einer kleinen Explosion. Je trockener der Baum, umso früher setzt dieser Vorgang ein. Der Dampfdruck kann im übrigen so groß sein, dass Kerzen ausgeblasen werden. Das wäre aber der Idealfall. Vielmehr fangen die Harzdämpfe schlagartig Feuer und die Hitze überträgt sich auf weitere Nadeln. Und das rasend schnell. Flammen springen von Nadel zu Nadel. Was dann passiert, kommt einer Kettenreaktion gleich. Immer mehr Nadeln zerplatzen, fangen Feuer. Lametta fackelt ab. Kugeln fallen herunter. Kerzen verlieren ihre Standfestigkeit und werden zu weiteren Brandstiftern. Innerhalb weniger Sekunden steht der ganze Baum in Flammen. Dann werden noch andere brennbare Materialien angefackelt: Geschenkkartons und –papier, Gardinen. Und irgendwann wird der Baum durch unterschiedlich starken Abbrand kopflastig und stürzt um – die Brandausbreitung ist fast nicht mehr aufzuhalten.

So schnell brennt der Baum

Video: Jerry Graziano via YouTube.com
Weihnachtsbaum mit elektrischer Beleuchtung
Bildrechte: PIXABAY.COM

Das soll Ihnen nicht passieren! Darum: achten Sie auf ein paar Dinge, damit Ihr Weihnachtsfest auch schön wird und bleibt:

  • Kaufen Sie den Baum am besten aus heimischer Produktion. Christbäume aus Super- und Baumärkten sind meist schon im November geschlagen und durch halb Europa gekarrt worden. Am besten direkt beim Anbau kaufen.

  • Ein stabiler Christbaumständer mit entsprechendem Gewicht ist der Marke „Eigenbau“ zu bevorzugen. Achten Sie darauf, dass Fenster oder Türen den Baum nicht umstoßen können. In der Umgebung des Baumes haben Elektro-Heizer, insbesondere Heizstrahler nichts zu suchen!

  • Wenn Sie Wachskerzen verwenden wollen, dann benutzen Sie unbedingt stabil befestigte Kerzenhalter und achten Sie darauf, dass keine Äste oder Zweige in Reichweite der Kerze sind. Nutzen Sie Qualitätskerzen, Billigprodukte neigen zur Verformung.

  • Achten Sie bei Elektrokerzen auf entsprechende Prüfsiegel. Grauimporte sind oft mangelhaft gefertigt, können zu Kabelbränden oder Kurzschlüssen führen. Für die Anwendung im Freien sollten Sie auch nur Elektrokerzen nutzen, die für eine Verwendung im Außenbereich geeignet sind.

  • Schneesprays sind zum Teil leicht entflammbar und sollten nicht zusammen mit Wachskerzen Verwendung finden.

  • Halten Sie bei Wachskerzen immer einen Eimer mit Löschwasser und eine Decke bereit. Achten Sie auch darauf, dass Sie immer „freie Bahn“ haben und sich nicht erst durch Geschenkpakete und dergleichen durchkämpfen müssen.

  • Wenn Sie kleine Kinder haben, ist der Griff zu Elektrokerzen der bessere. Sollten Sie dennoch nicht auf Wachskerzen verzichten wollen, dann lassen Sie den Baum und die Kinder nicht unbeaufsichtigt, wenn die Kerzen angezündet sind. Streichhölzer, Feuerzeuge, etc. immer an einem sicheren Ort aufbewahren. Sinngemäß gilt das natürlich auch für Personen mit seniler Demenz.

  • Koordinieren Sie die Bescherung möglichst so, dass dabei die Wachskerzen aus sind. Geschenke, mit denen man Wind machen kann (Schals, Umhänge, etc.), mit denen man den Baum umwerfen kann (große Gegenstände, Skier) oder leicht entflammbare Gegenstände könnte zum Unglück führen.

  • Räumen Sie Geschenkpapier immer gleich weg!

  • Haben Sie Haustiere, wie Katze oder Hund, dann sperren Sie sie für die Zeit in der die Kerzen brennen weg. Tiere werfen den Baum schneller um als der Mensch reagieren kann!

  • Kerzen, die weniger als zwei Zentimeter noch hoch sind, sollten durch neue ersetzt werden.

  • Ist der Baum zu dürr geworden, dürfen keine Kerzen mehr angezündet werden. Die Faustregel heißt hier: nach Neujahr sollte alles aus bleiben.


Sämtliche Hinweise lassen sich selbstverständlich sinngemäß auch für Adventskränze oder –gestecke und Pyramiden bzw. Schwibbogen (Lichterbogen), die mit Wachskerzen versehen sind, anwenden.

Brennende Christbäume schnell löschen

Video: Franken Fernsehen via YouTube.com

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