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Einsatz zum Schmunzeln, mit Tragik und Größe

von Sven Schimmel (Kommentare: 0)

Ein Feuerwehrtheaterstück zeigt, dass auch Einsätze manchmal zum Schmunzeln anregen. | Rechte: PIXABAY
Ein Feuerwehrtheaterstück zeigt, dass auch Einsätze manchmal zum Schmunzeln anregen. | Rechte: PIXABAY

von Wolfgang Colditz

Eigentlich gibt´s im Einsatz bei der Feuerwehr nichts zu lachen. „Eigentlich“… Manchmal können sich aber auch die Kameradinnen und Kameraden das Lachen nicht mehr halten. Ist halt menschlich… Ein Beispiel aus der Geschichte? Gerne!

Die Lugauer Feuerwehr hatte bisher immer einen guten Draht zu Feuerwehr der Nachbargemeinde Gersdorf. Schon seit der Gründung besuchten sich die Wehren gegenseitig und nahmen an Feuerwehrfesten und Übungen teil. Auch bei Bränden stand man immer zusammen, um den Brand schnell zu löschen. Es war dabei egal, ob es die 1., 2. oder 3. Kompanie von Lugau war. Auch bei gemeinsamen Ausflüge und Wanderungen konnte man sie antreffen. In der Gersdorfer Chronik spricht man von der „Bruderwehr Lugau“.
Doch in den Morgenstunden des 17. Mai 1930 war von einer „Brüderlichkeit“ keine Spur mehr vorhanden.

Wie kam es dazu? Am besagten Tag um halb 8 Uhr früh brannte in Gersdorf das Wohn- und Stallgebäude des Gutsbesitzers Bergmann in Gersdorf an der Plutostraße. Die Lugauer Automobilmotorspritze wurde zu dem Großbrand mit gerufen. Schnell, wie nun einmal die Lugauer Feuerwehr war, traf sie bereits als erstes Löschfahrzeug am Brandherd ein. Sofort befahl Branddirektor Berthold aus Lugau, dass die Motorspritze das Wasser aus dem Hydrant nimmt. Man hätte damit sofort mit drei Rohren Wasser geben können. Doch dann kamen die Gersdorfer mit ihrer Handdruckspritze und wollten auch das Wasser aus diesem Hydranten nehmen, denn dazu brauchte man keine „Drückermannschaft“. Der Hegebach, der auch genügend Wasser führte, war aber dem Hauptmann von Gersdorf Herold zu weit - rund 100 Meter. Deshalb ging er zum Hydranten und kuppelte die Schlauchleitung zur Automobilmotorspritze von Lugau einfach ab. Jetzt kam es natürlich zu einem eifrigen Wortwechsel. Es flogen von Gersdorfer Seite solche Worte wie „geht weg, das ist unser Feuer“ oder das ist „unsere Wasserleitung“. Worauf der Hauptmann von Lugau konterte „das es zwar ihre Wasserleitung ist, das Wasser aber von Lugau komme und somit Lugauer Wasser war“. Da hatte er auch Recht. Denn Gersdorf hatte sich um 1910 an die Lugauer Wasserleitung mit angeschlossen und bezog ihr Wasser über Lugau. Nun, die Streitigkeiten hätten bald mit Handgreiflichkeiten geendet. Die Lugauer Feuerwehrkameraden wollten sich aber nicht prügeln. Sie packten ihre Sachen zusammen setzten sich auf ihre Automobilmotorspritze und verließen den Brandort. Doch, wie lief es in Gersdorf weiter? Die Gersdorfer freuten sich über diesen Sieg gegen die Lugauer. Schlossen ihre Leitungen an den Hydranten an und versuchten noch zu retten, was zu retten war. Das war aber leider nichts mehr. Das gesamte Anwesen des Gutsbesitzers brannte vollkommen nieder. Hätte man die Lugauer mithelfen lassen, so wäre bestimmt noch etwas zu retten gewesen. Der Leidtragende war der Gutsbesitzer Bergmann.

Das Ganze war aber etwas für die Zeitungen der Umgebung. Bereits zwei Tage später stand es in der „Lugauer Zeitung“, im „Oelsnitzer Volksbote“ und im „Chemnitzer Tagesblatt“. Die Presse war damals auch schon so weit, dass sie diese Sache richtig ausschlachtete - zur Freude der Leser. Somit kam dies auch zum Sächsischen Landesverband der Feuerwehr. Diese baten den Lugauer Verantwortlichen um eine Stellungnahme. Auch der Gersdorfer Hauptmann musste Stellung zur Sache nehmen. Schließlich kam eine Antwort aus Lugau. In dieser wurde dargelegt, dass diese Sache nicht zu begrüßen sei, aber in der letzten Zeit diese Fälle sich häuften. Auch das dadurch oftmals ein viel größerer Sachschaden entstehe. Man wolle auch den Gersdorfer Hauptmann sein Fehlverhalten darlegen. Er solle sich ändern.

Die Lugauer Feuerwehr beließ es nun dabei. Sicherlich hat die Lugauer Feuerwehr auch ein Fass „Gersdorfer Bier“ als Entschädigung vom Hauptmann Herold erhalten. Der Freundschaft hatte es keinen Abbruch gebracht. Man stichelte zwar gegenseitig gern über die Sache. Aber mit der Zeit wuchs auch wieder Gras darüber. Die heutige Generation hat zwar mal etwas darüber gehört, aber einen richtigen Zusammenhang kennt sie nicht mehr. Oft soll es auch für die Gersdorfer Seite günstiger dargestellt werden, aber die „Lugauer Zeitung“ von 1930 kann man nicht mehr ändern. Auch der Briefwechsel  zwischen der Lugauer Feuerwehr und dem Landesverband befindet sich noch heute in unseren Unterlagen.

Ein sehr tragischer Einsatz erlebten die Kameraden am  24. März 1979. Um 14.25 Uhr kam es zu einem Wohnungsbrand im Wohnhaus der Flockenstraße 51. Bei diesem Brand erlagen zwei Kleinkinder einer Rauchvergiftung.

Und einer der größten Brände Lugaus sei auch noch genannt:  06. April 1984, 06.45 Uhr - Brand des Ölbades (rund 1.500 Liter Härteöl) in der Federnschmiede Wiesenstraße 12. Der Brandschaden betrug 130.000 Mark. Einsatz dauerte bis zum 07. April 1984 um 09.30 Uhr. Bei diesem Brand schmolzen die Zinnfiguren in der Wohnung oberhalb der Werkstatt. Das Zinn floss wie zu Weihnachten das Regal herunter - wie Kerzenwachs. Die beiden Wohnungen waren von dem fettigen Ruß total überlagert und zum Wohnen nicht mehr geeignet.

Das Feuer wurde erst durch die FFw Niederwürschnitz gelöscht, weil der Gruppenführer den Weg durch das Fenster in Richtung der ehemaligen Gärtnerei nutzte. Dieses Fenster lag direkt neben dem Ölbad. Die Lugauer Kameraden und vor allem der Gruppenführer kannte leider dabei nur das eine Ziel: Durch die Haustür.

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