Berufsbild: Ich werde Feuerwehrmann
von Sven Schimmel (Kommentare: 0)
Der Berufsfeuerwehrmann – ein weithin bekannter Begriff und doch ist seine Verwendung eigentlich falsch. Feuerwehrmann ist kein Beruf im Sinne des Berufsausbildungsgesetzes, es ist eher eine Berufung.
Mit der morgendlichen Schichtübergabe beginnt ein langer Tag. Niemand weiß, ob und wann ein Einsatz, einer von etwa 3.000 im Jahr, verlangt wird. Daneben gibt es natürlich viel zu tun, ein Einsatz noch gar nicht mitgerechnet.
Bei der Vielzahl von Technik, Ausrüstung und Geräten, die hier zur Verfügung steht, macht es sich erforderlich, dass diese Gerätschaften gewartet, geprüft oder sogar repariert werden, wenn sie im Einsatzfall Schaden genommen haben. Und das sind alles Aufgaben, die in der Zeit gemacht werden, wo der Feuerwehrmann nicht irgendwo im Einsatz steht. Dazu kommen noch Aufgaben, wie Schläuche waschen, Leinen prüfen, Geräte und Aggregate warten, Atemschutzausrüstung pflegen, Essen kochen, Aus- und Fortbildung. In der Berufsfeuerwehr Chemnitz wird auch die gesamte Technik und Ausrüstung der Freiwilligen Feuerwehren gehegt und gepflegt.
Spezialgruppe für spezielle Fälle
Die BF Chemnitz verfügt über eine Spezialgruppe, die immer dann zum Einsatz kommt, wenn z.B. ein Einsatz von herkömmlichen Leitern nicht möglich ist: den Höhenrettungsdienst.
Typische Einsatzgebiete für den Höhenrettungsdienst sind zum Beispiel abgestürzte Personen in Steinbrüchen oder suizidgefährdete Personen auf Baukränen, Dächern oder auch Fenstern.
Die Leute, die hier beim Höhenrettungsdienst mitarbeiten, sind eigentlich ganz normale Feuerwehrleute, die eine Spezialausbildung erhalten haben.
Die Rettung sei ebenso sicher, wie über Leitern oder den Gelenkmast. Zwar sei es immer ein Problem, die Opfer davon zu überzeugen, sich an die doch recht dünn aussehenden Seile zu hängen, bis jetzt sei aber jeder früher oder später mitgekommen. Die beiden Seile, die jeweils verwendet werden, und die Abseilgeräte tragen jeweils mindestens 2,2 Tonnen. Aber die beste Ausrüstung nutzt nichts, wenn man damit nicht umgehen kann. Deshalb haben sich einige Kameraden darauf spezialisiert, sind aber auch im normalen Einsatzdienst zu Hause.
Der Höhenrettungsdienst ist auf freiwilliger Basis, es wird also niemand gezwungen. Die Ausbildung besteht aus 120 Stunden am Seil, wobei das Hauptaugenmerk auf Knoten binden, Benutzung der Abseilgeräte und allgemeine Versicherung in der Wand gelegt wird. Es wird teilweise auch im Gebirge Ausbildung gehalten, um eben eine Bergrettung durchzuführen. Aber die Hauptsache sind schon Häuserwände oder der Schornstein vom Heizkraftwerk. Moderne Geräte und Ausrüstung machen´s möglich. Von diesen Gerätschaften hängt das Leben der Einsatzkräfte und natürlich auch das Leben der eventuell zu rettenden Person ab.
Im besonderen Maße gilt das auch für all die Ausrüstung, die das Leben der Truppe schützen soll. Durch immer mehr Kunststoffe, mit denen zum Beispiel Einrichtungsgegenstände industriell gefertigt werden, ist in den letzten Jahrzehnten die Belastung durch giftige Brandgase enorm angestiegen. Jeder Feuerwehrmann muss sich darum im Brandeinsatz durch entsprechende Atemschutztechnik schützen.
Zwei Jahre "in die Lehre"
"Berufsfeuerwehrmann kann eigentlich jeder werden", sagt Thomas Hellfeuer von der Berufsfeuerwehr Chemnitz. Voraussetzung ist allerdings, dass er eine abgeschlossene schulische Ausbildung, hier mittlerer Bildungsabschluss oder Abschluss einer Realschule besitzt. Er darf nicht älter als 32 Jahre sein, der Wehr- bzw. Zivildienst muss abgeleistet sein. Er sollte kein Brillenträger sein und nach Möglichkeit über eine abgeschlossene handwerkliche Ausbildung verfügen. Der Weg zum Berufsfeuerwehrmann ist weit und dauert mindestens zwei Jahre.
Das beginnt mit dem sportlichen Leistungstest: 1000-Meter-Lauf, 100-Meter-Lauf, 100-Meter-Schwimmen auf Zeit, Tauchen, dann Klimmzüge, Liegestütze. Der Einstellungstest ist für männliche und weibliche Bewerber gleich, es werden keine Unterschiede gemacht. Im Anschluss daran folgt ein schriftlicher Einstellungstest: ein Diktat ist zu schreiben, es werden Aufgaben Mathe, Physik, Chemie gefragt, die dann schriftlich zu beantworten sind. Dazu gibt es ein genaues Benotungssystem. Dann wird wiederum entschieden, wer wieder eingeladen wird. Die Tauglichkeitsuntersuchung G26-3 muss dann absolviert werden. G26-3 heißt die Tauglichkeit des jeweiligen Bewerbers zum Tragen des schweren Atemschutzes, sprich Pressluftatmer unter erschwerten Bedingungen. Ein HNO-Test ist da mit dabei, also Hals-Nasen-Ohren, Optiker, usw. Der Bewerber wird noch einmal medizinisch durchgecheckt, ob er den Belastungen oder Anforderungen des Feuerwehrdienstes gewachsen ist.
Sind alle Kriterien erfüllt, kommt es zum Vorstellungsgespräch. Ist auch diese „Hürde“ genommen, kann die Ausbildung beginnen.
Ein Hauptteil der Ausbildung wird an der Landesfeuerwehrschule Sachsen bei Hoyerswerda durchgeführt. Nach der Einstellung kommen die angehenden Berufsfeuerwehrmänner sechs Monate zum Einführungslehrgang, dort werden sie zum Feuerwehrmann „Truppführer“ ausgebildet. Dann folgen 15 Monate Praktikum auf ihren Heimatfeuerwachen, zum Teil wird in dieser Zeit die Ausbildung zum Rettungssanitäter oder –assistenten durchgeführt. Und dann geht es noch einmal drei Monate nach Hoyerswerda zum Abschlusslehrgang. Der beinhaltet den Führungslehrgang, den ersten in der Brufsfeuerwehr, also die Gruppenführerausbildung, sodass sie nach zwei Jahren mit der Staatsprüfung „mittlerer feuerwehrtechnischer Dienst“ hier abschließen und jeden Dienstposten im mittleren Dienst in einer Berufsfeuerwehr besetzen können, dafür sind sie dann ausgebildet.
Kein Beruf - eine Berufung
Berufsfeuerwehrmann – kein Beruf, aber eine Berufung. Bedarf nach neuen Leuten ist immer da, nicht immer werden aber Kräfte eingestellt. Ein bißchen Herz und Liebe gehört schon dazu. Man sollte sich aber schon im klaren sein, es ist ein Job, bei dem man ständig Gefahren ausgesetzt ist, viel lernen muss und im 24-Stunden-Schichtdienst arbeitet. Es ist aber auch ein Job, bei dem man oft viel Dankbarkeit entgegengebracht bekommt.